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Personzentrierte Beratung
Die Personzentrierte Beratung geht von den Erfahrungen und der Lebenswelt der ratsuchenden Person aus, die als Expertin für ihr Erleben gesehen wird. Zuhören, verstehen und begleiten sehe ich dabei als meine Aufgabe an. Die personzentrierte Beratung nach Carl Rogers geht davon aus, dass jeder Mensch die Fähigkeit zur Selbstverwirklichung und zum persönlichen Wachstum in sich trägt. Im Zentrum steht das Vertrauen in die innere Entwicklungskraft und Autonomie des Individuums. Ein positives Menschenbild prägt diesen Ansatz. Die beraterische Beziehung ist entscheidend – sie soll von Empathie, Wertschätzung und Echtheit (Kongruenz) geprägt sein. Diese drei „Basisvariablen“ fördern ein Klima, in dem sich Klienti*nnen öffnen und weiterentwickeln können. Die Person wird nicht als „Patient*in“ gesehen, sondern als gleichwertige*r Partner*in im Beratungsprozess. Ziel ist es, die Selbstwahrnehmung zu stärken und innere Blockaden zu lösen, um so authentisch und selbstbestimmt leben zu können.
Feministische Beratung
Carl Rogers Ansatz ist durch ihn als weißen cis1-Mann maßgeblich geprägt und sollte als solcher eingeordnet und erweitert werden. Feministische Beratung basiert auf der Annahme, dass persönliche Probleme oft gesellschaftlich bedingte Ursachen haben, insbesondere durch patriarchale Strukturen und starre Geschlechterrollen. Weitere strukturelle Diskriminierungsformen wie Rassismus und Ableismus werden in der intersektional geprägten feministischen Beratung, im Sinne eines ganzheitliches Ansatzes gesehen und als solche identifiziert. Intersektionale, feministische Beratung bietet individuelle Unterstützung mit politischem Bewusstsein und zielt darauf ab, Machtverhältnisse sichtbar zu machen und zu hinterfragen. Im Zentrum steht die Stärkung (Empowerment) von allen Frauen, Lesben, Inter- und Trans*Personen, A-genders und anderen marginalisierten Gruppen, um Selbstbestimmung und Gleichberechtigung zu fördern. Die Beziehung zwischen Berater*in und Klient*in ist möglichst hierarchiearm und kooperativ gestaltet. Erfahrungen von Diskriminierung, Gewalt oder Unterdrückung werden ernst genommen und in ihren sozialen Kontext eingeordnet. Feministische Beratung ist parteilich – das heißt, sie stellt sich bewusst auf die Seite der Klient*in. Ziel ist es, sowohl individuelles Wohlbefinden zu fördern als auch gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen.

- cis: „Cis“ bezeichnet Personen, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Es ist das Gegenstück zu „Trans“, was Personen beschreibt, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. ↩︎